Weihnachtliche Fettlebe
26. Dezember 2011 Bei Ereignisse eingeordnetWas wird uns zur Weihnachtzeit nicht alles angeboten! Ich bleibe beim Essbaren. Heiligabend verführt mich mit Weihnachtsmännern und Glöckchen aus Zartbitter-, Vollmilch- und weißer Schokolade, daneben mit Nougat, Marzipan und Marzipannougat, körbchenweise Nüssen und einem Schälchen Pistazien. Keineswegs werde ich über die Weihnachtstage strecken müssen, genug Nachschub daheim. Heiligabend besticht ferner mit Kartoffelsalat, käsegefüllten Spezialwienern, Käsefondue, zwecks Dippen noch reichlich anderen Würsten, Schweinemedaillons, einer kleinen Auswahl frischen Gemüses und Reihen knackiger Baguettescheiben, der obligatorische Grünkohl dampft unbeachtet. Zum Spekulatius-Kirsch-Sahne-Dessert, wie zu all dem Käse, passt ein nicht zu süßer Glühwein, mit Schuss nicht zu süß.
Herrlich der Duft der Gans am ersten Weihnachtstag, die es mit Klößen, Semmelknödeln, Rotkohl, dem gesamten Grünkohl von gestern, intern geschmorten Backpflaumen sowie Äpfeln geben wird. Geniale Erfindung die Marzipankartoffeln, die es endlich so groß wie richtige Kartoffeln zu kaufen gab, vom Wohnzimmertischlein, ich liege auf dem Boden, kann nicht mehr sitzen, auf meinen geöffneten Mund kullern, nach und nach, mit möglichst wenigen Bissen vernascht sein wollen. Erstaunlich. Die Marzipanbissen beißen gar nicht mit ihrer Süße. Ach, ich sagte ja bereits: geniale Erfindung.
»Nasch nicht so viel vor dem Essen!« brauchen Freundin und Mutter einem erwachsenen Mann nicht raten, der darum bittet, in Ruhe ›Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‹ weitergucken zu dürfen, während er – na? – konsequent Haselnüsse knackt, bis sie alle sind, es mit Walnüssen weitergeht. Bald stellt sich heraus, nach Glühwein ist Edelkirschlikör das weihnachtlichste Getränk. Ein im Anschluss an ›Stirb langsam‹ laufender Horrorfilm sorgt für Albträume. Erst ›Der kleine Lord‹ lässt mich wieder tief verinnerlichen, wie Weihnachten im eigentlichen Sinne aussieht. Friedlich. Harmonisch.
Schokolade, Marzipan, Nougat, Nüsse, Apfelsinen wie auch die Festtagschmäuse stopfen ganz schön. Bin schon wieder gezwungen, mich vor Ende der besinnlichen Tage zu bewegen, zur Toilette. So viele Gänge dieser Art habe ich mir zu Weihnachten alles andere als gewünscht, wie am dritten Feiertag notwendig werden. Jedesmal das Aufstehen. Gott sei Dank zurück auf der Couch, soll ich endlich einen vorhin abgefallenen Topfgriff anschrauben. Muss tatsächlich was tun für meinen Karpfen, ich glaube, blau. »Mariniert, paniert und gebraten!« erfahre ich. Den repariertenTopf samt Schraubenzieher reiche ich wieder hoch, kann beim besten Willen nicht aufstehen. Gut dass Karpfen von alters her ein Fastengericht ist. Ordentlich Kartoffelsalat und Remoulade machen ihn nunmehr schmackhaft.
Und worauf besinnt ihr euch zu Weihnachten?
Hm, ich glaube diese Mengen an Essen hätte ich vielleicht bis kurz vor Ostern geschafft…
Klingt alles sehr lecker, nur eben ein bißchen viel auf einmal. ;-o
Tja, im wesentlichen besinnen wir uns Weihnachten auf die Familie und auf gemütliche Nachmittage zuhause. Bei wem zuhause und in welcher Form Weihnachten bei uns im Detail gefeiert wird, ergibt sich von Jahr zu Jahr. Traditionen wie ein bestimmtes Essen oder immer wiederkehrende Rituale gab es eigentlich nur in meiner Kindheit. In dieser dunklen kalten Jahreszeit ist es uns vor allem wichtig, zuhause eine gemütliche, warme Atmosphäre mit viel Kerzenlicht, heißen Getränken, Selbstgebackenem und schöner Musik zu schaffen.