Machtvergessener Exprinz von Civilization
8. September 2011 Bei Rezensionen eingeordnetJahrelang habe ich Civilization IV unter sämtlichen Erweiterungen gespielt. Diese Weltsimulation, in der man Volk und Nation durch vergangene Jahrtausende in die Zukunft führt, ist eine geistige Herausforderung, wie sie ähnlich mancher aus dem Studium kennen dürfte. Nur dass vom Spielverlauf theoretisch weniger abhängt.
Wer das Spiel ernst nimmt, ein göttlich gekröntes Oberhaupt aller Menschen für alle Zeiten sein will, bewährt sich auf einer 3D-Weltkarte im dezent farblich gekennzeichneten kulturellen, politischen, wirtschaftlichen, religiösen und militärischen Allmachtbereich. Erkundungen, Städtegründungen, Städteausbau, Landgewinn, Feld- und Viehwirtschaft, Ressourcenabbau, Forschen, Staatsformen auswählen, Staatswesen etablieren, Anarchiephasen managen, Errichten von Welt- und nationalen Wundern, Handel treiben, Religionen gründen, verbreiten wie auch Kapitalgesellschaften, die Bevölkerung zufrieden, gesund und loyal halten, mit Gegnern verhandeln, sich verbünden oder sie unterwerfen, Spionage betreiben, auf Naturkatastrophen reagieren usw.
Die künstliche Intelligenz verleiht den Gegnern, die mit jeweils zwei, drei Eigenschaften historischen Staatsoberhäuptern nachempfunden sind, jene weiterreichende gottgleiche Macht, die man selber hat. Ab dem Schwierigkeitsgrad ›König‹ übersteigt sie die eigene sogar, weshalb ich nur bis ›Prinz‹ erfolgreich war.
Das Spiel im Detail kennen lernen, ferner Strategien zur Weltbeherrschung erarbeiten und anpassen hat mich Jahre gekostet, in denen ich je etwa fünfzig Tage à 14 bis über 20 Stunden spielte. Meine Weltkugeln umspannenden Reiche sind inzwischen einer simplen Dateienlöschung zum Opfer gefallen, weil ich nicht mehr spiele, hoffe, diese Sucht ausgelebt zu haben.
Über die Menschheitsgeschichte, an der sich Civilization in unzähligen Einzelheiten, freilich kaum im Verlauf orientiert, habe ich vieles dazugelernt sowie vielseitiges Steuern komplexer Zusammenhänge in Wechselwirkung geübt. Übrigens, manche Frau, die mich kurz beim Spielen beobachtete, schmunzelte, oder schüttelte den Kopf.
Den fünften Teil dieses Spiels, das ich nach wie vor toll finde, hielt ich kürzlich in einem Game-Shop in den Händen, sagte dem Verkäufer: »Ich würde gerne. Doch kann leider nicht.«
Der vierte Teil ist der Beste, weil ausgereifteste. Beim fünften wurde wieder vieles weggelassen (z.B. die Religion), vereinfacht und reduziert. Besonders gefallen bei Civ 4 haben mir die zahlreichen mods. Die »Dune«-mod oder die Fantasy-mod »fall from heaven 2″ waren sehr gut.
Ich habe Civ 4 meistens unter der Next-War-Mod gespielt. Dass Teil 5 im Vergleich zum Vorgänger vereinfacht wurde, ist schade für Leute wie mich, die sich an der Komplexität eines ganze Zivilisationen darstellenden Spiels erfreuen.