Jah­re­lang habe ich Ci­vi­liza­tion IV un­ter sämt­li­chen Er­wei­te­run­gen ge­spielt. Diese Welt­si­mu­la­tion, in der man Volk und Na­tion durch ver­gan­gene Jahr­tau­sende in die Zu­kunft führt, ist eine geis­tige Her­aus­for­de­rung, wie sie ähn­lich man­cher aus dem Stu­dium ken­nen dürfte. Nur dass vom Spiel­ver­lauf theo­re­tisch we­ni­ger ab­hängt.
Wer das Spiel ernst nimmt, ein gött­lich ge­krön­tes Ober­haupt al­ler Men­schen für alle Zei­ten sein will, be­währt sich auf ei­ner 3D-Weltkarte im de­zent farb­lich ge­kenn­zeich­ne­ten kul­tu­rel­len, po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen, re­li­giö­sen und mi­li­tä­ri­schen All­macht­be­reich. Er­kun­dun­gen, Städ­te­grün­dun­gen, Städ­teaus­bau, Land­ge­winn, Feld- und Vieh­wirt­schaft, Res­sour­cen­ab­bau, For­schen, Staats­for­men aus­wäh­len, Staats­we­sen eta­blie­ren, An­ar­chie­pha­sen ma­na­gen, Er­rich­ten von Welt- und na­tio­na­len Wun­dern, Han­del trei­ben, Re­li­gio­nen grün­den, ver­brei­ten wie auch Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten, die Be­völ­ke­rung zu­frie­den, ge­sund und loyal hal­ten, mit Geg­nern ver­han­deln, sich ver­bün­den oder sie un­ter­wer­fen, Spio­nage be­trei­ben, auf Na­tur­ka­ta­stro­phen rea­gie­ren usw.
Die künst­li­che In­tel­li­genz ver­leiht den Geg­nern, die mit je­weils zwei, drei Ei­gen­schaf­ten his­to­ri­schen Staats­ober­häup­tern nach­emp­fun­den sind, jene wei­ter­rei­chende gott­glei­che Macht, die man sel­ber hat. Ab dem Schwie­rig­keits­grad ›Kö­nig‹ über­steigt sie die ei­gene so­gar, wes­halb ich nur bis ›Prinz‹ er­folg­reich war.
Das Spiel im De­tail ken­nen ler­nen, fer­ner Stra­te­gien zur Welt­be­herr­schung er­ar­bei­ten und an­pas­sen hat mich Jahre ge­kos­tet, in de­nen ich je etwa fünf­zig Tage à 14 bis über 20 Stun­den spielte. Meine Welt­ku­geln um­span­nen­den Rei­che sind in­zwi­schen ei­ner simplen Datei­en­lö­schung zum Op­fer ge­fal­len, weil ich nicht mehr spiele, hoffe, diese Sucht aus­ge­lebt zu ha­ben.
Über die Mensch­heits­ge­schichte, an der sich Ci­vi­liza­tion in un­zäh­li­gen Ein­zel­hei­ten, frei­lich kaum im Ver­lauf ori­en­tiert, habe ich vie­les da­zu­ge­lernt so­wie viel­sei­ti­ges Steu­ern kom­ple­xer Zu­sam­men­hänge in Wech­sel­wir­kung ge­übt. Übri­gens, man­che Frau, die mich kurz beim Spie­len be­ob­ach­tete, schmun­zelte, oder schüt­telte den Kopf.
Den fünf­ten Teil die­ses Spiels, das ich nach wie vor toll finde, hielt ich kürz­lich in ei­nem Game-Shop in den Hän­den, sagte dem Ver­käu­fer: »Ich würde gerne. Doch kann lei­der nicht.«

Share





2 Kommentare
  1. epikur sagt:

    Der vierte Teil ist der Beste, weil aus­ge­reif­teste. Beim fünf­ten wurde wie­der vie­les weg­ge­las­sen (z.B. die Re­li­gion), ver­ein­facht und re­du­ziert. Be­son­ders ge­fal­len bei Civ 4 ha­ben mir die zahl­rei­chen mods. Die »Dune«-mod oder die Fantasy-mod »fall from hea­ven 2″ wa­ren sehr gut.

  2. Veit Pakulla sagt:

    Ich habe Civ 4 meis­tens un­ter der Next-War-Mod ge­spielt. Dass Teil 5 im Ver­gleich zum Vor­gän­ger ver­ein­facht wurde, ist schade für Leute wie mich, die sich an der Kom­ple­xi­tät ei­nes ganze Zi­vi­li­sa­tio­nen dar­stel­len­den Spiels erfreuen.

  3.  
Kommentar schreiben