Etwas Sozialismus + Kapital + liberal
16. August 2012 Bei Polit-Ich eingeordnetProfit, einseitige Verteilung von Ressourcen und Gütern, Eigenverantwortung, Individuum gegenüber bedürfnisnaher Versorgung, Gleichverteilung der Ressourcen und Güter, Gesamtverantwortung, Kollektiv. Kapitalismus und Kommunismus, zwei Theorien, die sich nicht vollständig realisieren, dennoch sehr spürbar auswirken. Während das, was erstere beschreibt, in den USA seit Generationen gelebt wird, soweit es sich irgend leben lässt, behauptet sich das, wo letztere hinzeigt, auf abgebrochenem Wege noch in Kuba.
Wir Europäer, kapitalistisch und sozialistisch, vereinen beides in unseren Gesellschaften, holen den Paradies versprechenden Kommunismus auf den Boden kapitaler Materie. Ideologen der einen und der anderen Seite werden leiser; denn man kann nicht verleugnen, dass bspw. in Deutschland ausbeuterischen Auswüchsen des Kapitalismus Grenzen gesetzt werden, durch diejenigen sozialistischen Ideen, die bodenständig. »Soziale Marktwirtschaft!« behaupten die Neoliberalen. Jedoch, was ist an der Marktwirtschaft sozial? die nur Wirtschaft, also nicht Gesamtgesellschaft bedeutet. Unser Sozialsystem ist marktbestimmt, anders gesagt: widerwillig. Zwar sind wir flexibler markt- als planwirtschaftlich versorgt, aber was nützt uns die freie Marktwirtschaft darüber hinaus? Dominant zwingt sie uns »in Freiheit« Materielles im Übermaß auf, während die Gemeinschaft, der gesamtgesellschaftliche Verbund, vernachlässigt nach kommunistischen Idealen sich sehnt, die, durch Unvermögen in der Vergangenheit, noch immer unangenehm scheinen.
Seit dem 20. Jahrhundert haben sich die Begriffe Kapitalismus und Kommunismus abgenutzt, in einer fortentwickelnden Realität an Bedeutung, wenn auch nicht völlig, verloren. Die freie Welt von heute bindet demgegenüber ein Liberalismus, der gewachsen ist, ideologiearm Zukunft erahnen lässt. Kampfbegriff Neoliberalismus hat ausgedient. Sowohl wirtschafts- als auch sozialliberal zeigt sich das zeitgerechte Paar globalgesellschaftlicher Entwicklung, ringt um Vereinbarkeit. Es fragt uns – kleinteiliger, gleichwohl toleranter als das vorhergehende –, wie wir zusammenleben.
Sozialer Liberalismus? Eine Löwenschaf? Nur weil der ›Kampfbegriff‹ Neoliberalismus, ob seines durschlagenden Erfolges, nicht in den Mund genommen wird, ist er doch nicht vorüber oder kennst Du einen westlichen Politiker der sich davon abgewandt hat? Soziale Marktwirtschaft hat es gerade solange gegeben, wir es das souialistische Lager gab, diese Bedrohung der Ausbeutung ist Geschichte und mit ihr die Illusion eines menschlichen Kapitalismus. Aber diese Einsicht wird schon noch eintreten.
Ich für meinen Teil möchte nicht in Feindbildern aus der Vergangenheit denken, obzwar sie noch ziemlich präsent sind. Wirtschaftsliberalismus, durch seine Flexibilität und Vielfalt in unserer Versorgung, Öffnung der Ländergrenzen für Handels- und Reisemöglichkeiten, bringt uns ein Stück weit Freiheit. Doch es fehlt etwas. Wir vermissen eine zusätzliche Freiheit, einen weiteren Liberalismus also, den des Sozialen, der gerade anfängt sich zu entwickeln.
Er fußt auf sozialistischen Ideen, weil er den Menschen Freiraum ermöglicht, mehr das Ganze, die Gesamtgesellschaft wahrzunehmen und sich als Teil von ihr zu verhalten. Eine Komplettgarantie dahingehend gibt es natürlich nicht. Anders im Kommunismus, ein angebliches Paradies, das sich ins Gegenteil verwirklichte. Hingegen will der Sozialliberalismus den Einzelnen und dessen soziale Sphäre gegenüber dem bewährten, freien Marktgeschehen befreien. Was der Einzelne daraus macht, die Einzelnen gemeinsam daraus machen, sind die spannenden Fragen.
Ich baue auf ungezwungene Menschen, die sich, andere und die Welt tiefer verstehen. Das ist mein Ideal, welches ich mit manchen teile.
»… ausbeuterischen Auswüchsen des Kapitalismus …«
Im Kapitalismus gibt es keine Ausbeutung, sondern Verträge und Arbeitsteilung zum gegenseitigen Vorteil, ganz im Gegensatz zu staatlichen Zwangsmaßnahmen.
Neoliberalismus ist schon ein sozialistisch verwässerter Liberalismus. Um zu verstehen, was (klassischer) Liberalismus überhaupt ist, emfehle ich Ludwig von Mises Werk aus dem Jahr 1927: http://docs.mises.de/Mises/Mises_Liberalismus.pdf
»Das Programm des Liberalismus hätte also, in ein einziges Wort zusammengefaßt, zu lauten: Eigentum, […]. Alle anderen Forderungen des Liberalismus ergeben sich aus dieser Grundforderung.«
Es gibt wenn man so will gar keinen anderen Liberalismus als »Wirtschaftsliberalismus«. Für die Suche nach dem Sinn des Lebens und andere hohen Dinge sind nicht der Staat oder die Gesellschaft zuständig, sondern jeder Einzelne.
Eigentum ist kein Naturgesetz. Es verleiht manchem Menschen, maximal ein Leben lang, Sicherheit, die er schon zu Lebzeiten einbüßt, wenn es vonseiten Armer zu Unruhen bzw. erhöhter Kriminalität kommt. Unser deutsches Sozialsystem verhindert Unruhen, reduziert Kriminalität, demütigt aber Geringverdiener, prekäre Selbständige, Unterbeschäftigte und Erwerbslose, indem es sie als Hilfebedürftige abstempelt, während Banken, Unternehmen, ganze kapitalistische Systeme hilfebedürftig werden, vom Staat versichert bzw. gestützt werden müssen. Davon abgesehen ist und bleibt der Staat der größte Arbeit- sowie Auftraggeber. Er ist wirtschaftsrelevant wie die Wirtschaft selbst.
Es geht nicht um hohe Dinge, sondern um platte Materie, die ein Übermaß an Wirtschaftsliberalismus mit sich bringt! Folgerichtig stellt sich ihm ein Sozialliberalismus entgegen, mäßigt die freien Märkte, auf dass die menschliche Gesellschaft humaner, umweltbewusster etc. werde. Zumindest bestände die Möglichkeit dazu. »Sozialromantiker! Utopist!« schimpft mich ein Neoliberaler hinter seiner sozialen Marktwirtschaft, sein Neo- endgültig veraltet, da der neuartige Liberalismus nur der des Sozialen sein kann, den er nicht kennt, wir kaum kennen.
In Büchern finde ich soziale Freiheit bisher wenig gelebt. Im Unterschied zum gewohnten Liberalismus, ein Freiheitsbegriff, der neutral sein müsste, doch den die freien Märkte einnehmen, die Frage, ob man sie mehr oder weniger regulieren solle. Als setzten sich Wirtschaft und Staat nicht gleichermaßen aus Menschen zusammen. Beide sind angeblich die Bösen.
Liberale wollen das Eigentum nicht wegend der Reichen schützen, sondern weil geschütztes Eigentum letztlich Wohlstand für alle bedeutet. Das Eigentumsrecht erlaubt friedliche Arbeitsteilung, und der mittellose Arbeiter kann dank der teuren Maschinen seines Chefs sehr viel produzieren. Durch Stehlen und Betteln (die beiden anderen Arten zu überleben) wird dagegen Wohlstand zerstört.
Wir leben nicht im Kapitalismus, sondern haben gerade noch einen kleinen Restkapitalismus. Der Staat schafft keinen Wohlstand sondern nimmt seinen Bürgern zwangsweise Geld ab, und wird so zum größsten Auftraggeber und Arbeitgeber. Damit beraubt er die Verbraucher, die in einer Marktwirtschaft König sind. Unternehmen von Staats wegen zu stützen ist offensichtlich kein Kapitalismus, weil so Mittel umgeleitet werden, für die die Verbraucher anderswo eine bessere Verwendung sehen.
Roland Baader bringt Mises Ansicht so auf den Punkt: »Der eigentliche „Chef“ ist der Verbraucher, der Unternehmer ist nur „Befehlempfänger“.»
Siehe: http://www.misesinfo.org/?p=2658
Ich sehe ein Vertrauens- sowie Tauschverhältnis zwischen Kunde und Unternehmen, Mitarbeiter und Unternehmer. Dagegen machen die drei einander sich manchmal was vor.
Auf meiner Website sozialliberal.org habe ich versucht zu erklären, wie soziale, nachhaltige Politik und die Marktwirtschaft eine sehr vorteilhafte Symbiose bilden können. Es zeigt sich, dass es für die Produktivitätsmaximierung einer Gesellschaft keineswegs ausreicht nur das Eigentum zu schützen. Der angesprochene frühe Liberalismus besticht zwar durch simple Argumente, er übersieht jedoch komplexe Probleme.
»Gute Bildungseinrichtungen, eine funktionstüchtige Infrastruktur, ein klarer Verbraucherschutz, moderne Sozialversicherungssysteme sind auf der einen Seite sozial. Auf der anderen Seite sind sie die Grundlage für eine produktive Wirtschaft. Soziale Ziele und Wohlstand sollen daher nicht gegen, sondern gerade mit einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung erreicht werden.«