Suchen Sie einen Quereinsteiger?
16. November 2011 Bei Arbeit 's Los eingeordnetEin Jobgesuch so zu betiteln, verspräche wahrscheinlich ebenso wenig Erfolg wie auf ein Angebot ›Suche Quereinsteiger‹ zu warten. Denn auf die Ausbildung oder den Studienabschluss kommt es an, eventuell auch noch auf den davorliegenden Schulabschluss, am besten plus Berufserfahrung, Weiterbildungen und eine Persönlichkeit, die selbst nach Internetrecherche rund wirkt. Immerhin zählt Sympathie, aber auch derzeitiger, aus Angebot und Nachfrage sich ergebender Marktwert der Fachkraft. So versuchen irgendein Chef bzw. beäugender Personaler sich möglichst frühzeitig einer Potenzbombe von Arbeitskraft zu versichern. Ob der neue Mitarbeiter seine Sache tatsächlich gut macht, wird Cheffe mit der Zeit merken, soweit die eigene Fach- und vielleicht Sozialkompetenz es zulassen.
Warum bin ich vom Quereinsteiger abgekommen, habe gerade den geregelten Arbeitsmarkt thematisiert? Seine Regelungen haben einiges für sich. Ich möchte keine Brücke überqueren, die Querdenker der Statik berechnet, Möchtegern-Stahlbetonbauer zusammengewerkelt haben, von keinem Arzt behandelt werden, der weder studiert noch Berufserfahrung hat, keine Elektroleitung gelegt bekommen, die einem im wahrsten Sinn des Wortes die Haare zu Berge stehen lassen könnte, und dass keine durchaus gelernte Kosmetikerin meine Nägel manikürt, die sich eher zur Tischlerin eignet. Geregelte Berufe gewährleisten Sicherheit und Qualität, wo dies Menschen mit ihrer Arbeit nicht ohnehin tun, schützen mitunter vor beruflich sich falsch einschätzenden, doch bieten denjenigen kaum Chancen, die sich zwar richtig einschätzen, womöglich sogar richtig eingeschätzt werden, dennoch angeblich zu alt für einen Berufseinsteig sind oder eine Ausbildung nicht finanzieren können. Etliche von ihnen bräuchten in Wahrheit jedoch keine, da Lebenserfahrung, mancher erlernte Beruf bzw. ihre Natur sie qualifizieren.
Es gibt Autodidakten! Die nötige Theorie bringen sie sich selber bei und die Praxis durch Learnig by Doing sowie geschickt kommunizierend mit Berufserfahrenen. Doch diese Fähigkeiten nützen ihnen wenig, weil der Weg über eine mehrjährige Ausbildung vorgegeben ist. Autodidakten Einstiegsangebote zu machen, ihnen bspw. anspruchsvolle Eignungstests ohne Ausbildung zu ermöglichen, scheint im Interesse höchstens weniger Entscheidungsträger eines Ausbildungsmarkts, den häufig außerbetriebliche Ausbildungsbetriebe bezahlt bedienen. Der Quereinsteiger und Autodidakt hingegen möchte zeigen dürfen, gleich in der Praxis, was er kann. Was er nicht kann, lernt er selbständig im Betrieb. Etwas Einarbeitung braucht natürlich auch er. Kollegiale Zuwendung ist jedoch keine Einbahnstraße. Jemand, der jahrelang anderswo das Leben kennen gelernt hat, wie sehr auch immer beruflich, gibt zurück, wenn es passt.
Wirtschaft, Staat wie Sozialwesen verzichten hier auf Mitarbeiter, deren Lebenslauf wahrscheinlich nicht durch Geradlinigkeit besticht. Seine Abweichungen allerdings ermöglichen neue, eventuell hilfreiche Blickwinkel wie auch ungewöhnliche, gleichwohl brauchbare Kompetenzen, an die man auf klassische Weise nicht gelangt.
Dieser Artikel gerät zu einseitig. Es existieren nämlich Branchen, z. B. der IT-Bereich, oder unorthodoxe Berufe wie der des Politikers, in denen Quereinsteiger erwünscht sind. Freilich nicht zu viele von ihnen. Gemäß Experten der Arbeitsteilung seien sie eher Generalisten, weniger Spezialisten. Und wer weiß; außerdem wollen sie vielleicht bald wieder was anderes arbeiten.
Für lange nach dem richtigen Job Suchende, alle paar Jahre Neues auf dem Berufsweg entdecken Wollende, keine Stelle auf bisherigem Tätigkeitsfeld Findende oder einfach für eines Tapetenwechsels Bedürftige gibt es aus mancher Sicht sonderbare Berufstipps und spezielle Jobbörsen.